Manche mögen sie als Witwe des verstorbenen John Lennon abtun, doch Yoko Ono kann auf eine lange und erfolgreiche künstlerische Karriere zurückblicken. Vor allem ihre Performances und Aktionen in den 1960er und 1970er-Jahren, im Kontext des Vietnamkriegs und des Kalten Krieges verschafften ihr den Status einer der einflussreichsten Vertreterinnen der US-amerikanischen Avantgarde-Kunstszene und der zeitgenössischen Kunst im Allgemeinen.
Nun sind einige ihrer wichtigsten Werke unter dem Namen «This room moves at the same time as the clouds» im Kunsthaus Zürich zu bewundern. Es ist das erste Mal, dass ihr Vermächtnis von einem grossen Museum in der Schweiz gewürdigt wird – was wohl schon lange fällig gewesen wäre. Die Ausstellung ist die perfekte Gelegenheit, die Künstlerin abseits ihres umstrittenen Images als Lennon-Witwe zu entdecken – umso mehr, als Ono selbst an der Konzeption der Schau beteiligt war.
Einblick in Yoko Onos Prinzipien
Gezeigt wird eine Auswahl zentraler Werke aus allen Schaffensperioden, wobei der Schwerpunkt auf ihrem frühen und bahnbrechenden Werk liegt. Dazu gehören insgesamt 60 Skulpturen, Arbeiten auf Papier, Installationen, Performances, Film und Musik, von denen einige vom Kunsthaus – in Zusammenarbeit mit Zürcher Künstler – neu inszeniert wurden. Mehr als eine klassische Retrospektive versucht die Ausstellung jedoch, die Prinzipien darzustellen, die Onos lange Karriere geleitet haben, und sie mit einem aktuellen Blick neu zu beleben.
In diesem Sinne dient ihr Kunstwerk «Instructions» als einer der Ausgangspunkte der Ausstellung. Diese Serie von Anleitungen, die alltägliche Handlungen in Kunst verwandeln sollen, bringen ihre beiden Grundüberzeugungen perfekt auf den Punkt: Dass in jedem Menschen ein Künstler schlummert und dass nur Künstler die Welt in eine Utopie mit Frieden und Freiheit für alle verwandeln können.
Neben den ausgestellten Werken organisiert das Kunsthaus Zürich ein vielfältiges Programm, um Onos ikonischste Performances neu zu inszenieren. Darunter «Sky Piece To Jesus Christ«, bei dem die Mitglieder eines Kammerorchesters in Mullbinden eingewickelt werden, bis sie nicht mehr spielen können, und «Bag Piece«, bei dem die Performer in einen Stoffsack schlüpfen und diesen in eine lebende Skulptur verwandeln.
Die Ausstellung wurde letzte Woche eröffnet und läuft noch bis zum 29. Mai. Weitere Informationen zu den Werken und den Aufführungsterminen findet ihr auf der Website des Kunsthaus Zürich.