Wenn ihr jemals länger in Rom wart (oder darüber gelesen haben), kennt ihr wahrscheinlich die Villa Borghese. Mit 80 Hektar ist dieser Landschaftsgarten der drittgrösste öffentliche Park der Stadt und einer der kulturell und historisch bedeutendsten. Was ihr jedoch sicher nicht wusstet, ist, dass der Park neben dem Borghese- und dem Etruskermuseum auch das kleinste Kino der Welt beherbergt.
Dieses unauffälliges, grün gestrichene Holzhaus sticht inmitten von Villen aus der Renaissance und dem Barock hervor. Die Eintrittskarten werden durch ein kleines Fenster neben dem Eingang mit nur einer Tür gekauft. Im Inneren des Gebäudes gibt erwartet ein Foyer, ein Vorführraum und ein Kinosaal mit nur 63 Plätzen. Und wie alles in der Ewigen Stadt ist es erstaunlich alt.
Die neunzig Jahre eines winzigen Kinos.
Das «Cinema dei Piccoli«, so sein Name, wurde 1934 von dem Kinoenthusiasten Alfredo Annibali gegründet. Damals hiess es noch «Haus der Micky Maus» oder «Casa di Topolino» wegen des hölzernen Schildes am Eingang, das Micky Maus mit einer Kamera in der Hand zeigte. Das Gebäude war ebenfalls aus Holz und benutzte einen primitiven Projektor, um die Filme zu zeigen, bei denen es sich hauptsächlich um Komödien und Zeichentrickfilme handelte. Doch nur wenige Jahre nach der Eröffnung ordneten die Disney Studios jedoch an, das Schild und den Namen zu entfernen, da sie das Urheberrecht verletzt hätten. Das hielt die Römer jedoch nicht davon ab, für Jahrzehnte das Kino weiterhin «Topolino» zu nennen.
Doch damit waren die Probleme noch nicht zu Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Programm eingestellt, um dann nach dessen Ende wieder aufgenommen zu werden. In den 1970er-Jahre wurde es noch schlimmer: Als die Villa Borghese für die Öffentlichkeit gesperrt wurde, musste das «Cinema dei Piccoli» fast dauerhaft geschlossen werden.
Im Laufe der Zeit erlangte es jedoch langsam seinen heutigen Kultstatus. So wurde das Kino wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die Programmgestaltung einigen der berühmtesten Filmkritiker und -veranstalter Roms anvertraut. Im Jahr 1991 wurde es vollständig restauriert und mit einer 5 x 2,5 m grossen Leinwand, einem DTS-Musiksystem und sogar einer Klimaanlage ausgestattet.
Ein preisgekröntes Rekordkino
Das «Cinema dei Piccoli» erreichte seinen Höhepunkt im Jahr 2005, als es vom Guinness-Buch der Rekorde als «das kleinste Gebäude der Welt für Kinovorführungen» ausgezeichnet wurde. Mit einer Fläche von 71,52 m² und einer Kapazität von nur 63 Sitzplätzen war niemand wirklich überrascht. Darüber hinaus wurde 2007 das «Dei Piccoli Film Festival» ins Leben gerufen, das sich der Entwicklung eines hochwertigen Kinos für Kinder widmet.
Heutzutage werden aber auch Filme für Erwachsene gezeigt, zusammen mit Veranstaltungen, Workshops und Aktivitäten für die Jüngsten. Fast neunzig Jahre nach seiner Gründung ist das kleinste Kino der Welt immer noch ein Wahrzeichen für die römische Gesellschaft.