Walter Stürm ist auch 20 Jahre nach seinem Tod eine legendäre und umstrittene Figur in der Schweizer Gesellschaft. Der in der Ostschweiz als Sohn eines Industriellen Geborene geriet bereits im Alter von 20 Jahren in die Fänge der Polizei, weil er gestohlene Autos verkaufte. Später beging er Einbrüche, bandenmäßige Überfälle, Diebstähle und sogar einen Banküberfall. Für seine Verbrechen wurde er in Strafanstalten in der Schweiz, Italien, Frankreich und auf der Kanareninsel Gomera inhaftiert, aus denen er insgesamt acht Mal ausbrach.
Am bekanntesten ist sein Ausbruch aus der Strafanstalt Regensdorf, bei der er eine Nachricht auf einem Zettel hinterließ: «Bin beim Ostereier suchen, Stürm». Dies, sein Kampf gegen die Isolationshaft und seine schelmischen Aktionen brachten ihm die Unterstützung der linksalternativen Szene und der Zürcher Jugendbewegung ein, die ihn als eine Art Robin Hood betrachteten.
Darstellung der Widersprüche einer Gesellschaft
Mit Reto Kohlers Biografie des Verbrechers aus dem Jahr 2004 als Grundlage versucht Regisseur Oliver Rihs mit seinem Film, sowohl die Kämpfe des zur Pop-Ikone gewordenen Stürms als auch die Widersprüche der Schweizer Gesellschaft damals und heute darzustellen. «Wie viel Freiheit kann der Staat einem geben? Wie viel Freiheit muss man sich selbst nehmen? Was hat die Freiheit mit dem Tod zu tun?», sind einige der philosophischen Fragen, mit denen sich der Männedorfer Regisseur beschäftigt.
Der Schauspieler Joel Basman (31) spielt den Mann im Zentrum des Geschehens und führt zudem ein hochkarätiges Ensemble an. Marie Leuenberger (41) spielt ihrerseits die Rolle von Stürms Anwältin Barbara Hug, die ihn nicht nur verteidigt, sondern seine Geschichte bekannt gemacht hat. Zur weiteren Besetzung gehören Jella Haase (28), Bibiana Beglau (50) und Anatole Taubman (50).
Die Dreharbeiten fanden 2019 in Zürich und Umgebung, der Ostschweiz, Süddeutschland und Spanien statt. Koproduziert wurde der Film von der Schweizer Produktionsfirma Contrast Film Zürich. Obwohl er im September letzten Jahres seine Weltpremiere am Filmfest Hamburg feierte, musste der Schweizer Kinostart aufgrund der Pandemie bis zu fünf Mal verschoben werden. Doch seit gestern können wir ihn endlich in Zürich geniessen.