
Heute ist der Internationale Frauentag. Ein Tag, der trotz der ständigen Nachrichten über den Krieg und die Pandemie die Frauenrechtsbewegung in den Mittelpunkt stellt. Es ist nämlich ein wichtiger Tag, um die Aufmerksamkeit auf Themen wie Gleichstellung der Geschlechter, reproduktive Rechte, Gewalt und Missbrauch gegen Frauen zu lenken und an die kulturellen, politischen und sozioökonomischen Errungenschaften der Frauen zu erinnern.
Aus diesem Anlass haben wir eine Liste von 7 starken Frauen in der Geschichte der Schweiz zusammengestellt. Sie haben nicht nur ihre eigenen Freiheiten und Rechte durchgesetzt: Mit ihrem Einsatz etablierten Sie den heute selbstverständlichen Gedanken, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind.
Elisabeth von Wetzikon
Elisabeth von Wetzikon (1235-1298) könnte man als die erste große Schweizer Herrscherin bezeichnen. Als Fürstäbtissin des Fraumünsterklosters wirkte sie mehr als 20 Jahre lang als de facto Herrin von Zürich und eines großen Landes drumherum (weiter als die Grenzen des heutigen Kantons).
Ihre Befugnisse reichten von der Verpachtung der Zürcher Zölle über die Wahl des Bürgermeisters bis hin zur Arbeit als oberste Richterin. Sie hatte sogar wichtigen politischen Einfluss auf Adelige und Beamte weiter über Zürich hinaus. Damit nicht genug, führte sie die gotische Architektur in der Stadt ein, als sie das Querschiff des Fraumünsters in diesem Stil errichten liess.
Marie Heim-Vögtlin
Auch Marie Heim-Vögtlin (1845-1916) sammelte im Laufe ihres Lebens viele Verdienste: Sie war die erste Schweizer Medizinstudentin, die erste Schweizer Ärztin und die Mitbegründerin des Schweizer Frauenspitals. Sie begann ihr Studium an der Universität Zürich, die sie nur dank der Intervention ihres Vaters selbst immatrikulieren durfte.
Danach eröffnete sie ihre eigene Arztpraxis, mit der sie zur erfolgreichen Ärztin bei Männern und Frauen gleichermaßen wurde. Auch nach ihrer Heirat und dem Kinderkriegen arbeitete sie weiter, was zu ihrer Zeit äußerst ungewöhnlich war. Neben ihrer Karriere kämpfte Heim-Vögtlin für das Wahlrecht der Frauen und gegen die Plage des Alkoholismus.
Emilie Kempin-Spyri
Die Nichte der weltbekannten Schriftstellerin Johanna Spyri ging durch ihre eigenen Leistungen in die Geschichte ein. Emilie Kempin-Spyri (1853-1901) war die erste Schweizer Juristin und die erste Jurapromovierte in ganz Europa. Doch ihr Leben wurde zu einem ständigen Kampf gegen eine sexistische Gesellschaft, die sie daran hinderte, ihren Traum zu verwirklichen: Sie durfte weder Jura ausüben noch an der Universität lehren.
Ihre Proteste, die sie sogar dazu brachten, eine Klage vor dem Bundesrat einzureichen, trugen erst Früchte, als es zu spät war: Erst 1898 wurde es Frauen in Zürich erlaubt, als Anwältinnen zu arbeiten. Bis dahin war Kempin-Spyri dem emotionalen Druck ihres Kampfes erlegen und wurde in eine Nervenheilanstalt eingewiesen.
Gertrud Kurz
Mit dem Spitznamen «Mutter der Flüchtlinge» oder einfach «Mutter Kurz» bekannt, war Gertrud Kurz (1890-1972) eine große Philantropin (in der reineren Bedeutung des Wortes) und Kämpferin für die Menschenrechte.
Kurz nachdem sie geheiratet hatte und nach Bern gezogen war, machte sie ihr Haus zu einem Zufluchtsort für Bettler und Landstreicher. Mit dem Aufkommen des Faschismus in Europa und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs bot sie Hunderten und Aberhunderten von Flüchtlingen Essen, Kleidung und rechtliche Unterstützung an. Gleichzeitig schrieb sie Artikel und Analysen in diversen Medien, um Unterstützung für ihr Anliegen zu gewinnen.
So schlossen sich ihr Hunderte von Freiwilligen an und gründeten überall in der Schweiz ähnliche Organisationen wie die ihre. Mit ihrem Einsatz und ihrem guten Willen schaffte sie es sogar, den politischen Widerstand gegen die Aufnahme weiterer jüdischer Flüchtlinge zu brechen.
Iris von Roten
Denkerin, Provokateurin und unermüdliche feministische Kämpferin. Iris von Roten (1917 – 1990) begann ihre öffentliche Karriere in der mit ihrem Ehemann gemeinsam betriebene Anwaltskanzlei. Doch der sexistischen Erfahrungen an ihrem Arbeitsplatz überdrüssig, prangerte sie diese öffentlich in ihrem berühmten Buch «Frauen im Laufgitter» an, zusammen mit Reflexionen über Frauenrechte und Sexualität.
Die Veröffentlichung löste einen regelrechten bundesweiten Skandal aus und von Roten wurde von vielen Teilen der Gesellschaft heftig kritisiert. Und dennoch sind viele ihrer Gedanken auch heute noch gültig. 1990 nahm sie sich das Leben.
Marthe Gosteli
Marthe Gosteli (1917 – 2017) kann als Vorkämpferin für das Schweizer Frauenstimmrecht gelten. In eine Bauernfamilie hineingeboren, verhalf ihr ihre Sprachbegabung während und nach dem 2. Weltkrieg zu einer glänzenden Karriere in verschiedenen Medien.
Ihre Erfahrungen dienten ihr zur Stärkung der schweizerischen Frauenbewegung in den 1950er-Jahren. So erreichte sie die Position der Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der schweizerischen Frauenverbände für die politischen Rechte der Frau, aus der sie mit dem Bundesrat das Frauenstimmrecht 1971 aushandelte.