Mit der Entwicklung der Städte und den sich ändernden Bedürfnissen der Bevölkerung werden sowohl öffentliche als auch private Gebäude aufgegeben, sobald sie ihren ursprünglichen Nutzen verlieren. Diese Gebäude sind zu teuer, um sie instand zu halten oder abzureissen, und werden daher dem Verfall überlassen.
Doch in dem Masse, wie diese Lost Places zu verrotten beginnen und von der wilden Natur erobert werden, werden sie auch zu Anziehungspunkten für «Urban Explorers» oder «Urbexer«. Eine wachsende Zahl von Fotografie- und Abenteuerbegeisterten, die auf ihrer Suche nach einer geheimnisvollen Landschaft dennoch bestimmte Regeln befolgen:
- Nicht einbrechen.
- Keine Gefahren eingehen – so selbstverständlich das auch klingen mag.
- Keine Verschmutzung oder Veränderung des Ortes.
- Keine spezifischen Adressen geben – um Vandalismus und Überfüllung zu vermeiden.
Auch in der Schweiz gibt es Attraktionen für alle Stadtentdecker, die sich an die oben genannten Regeln halten.
1. Sanatorio di Medoscio
Mit Blick auf die Mündung des Ticino in den Langensee steht ein ruinöses, fast hundert Jahre altes Gebäude, um das sich dunkle Gerüchte ranken. Es wurde 1932 für die Behandlung tuberkulosekranker Kinder gebaut und von Nonnen des St. Anna-Instituts in Luzern geleitet. Mit über 90 Betten, der spektakulären Aussicht und angrenzenden Sonnengalerien war es sicherlich ein schöner Ort zum Heilen.
Doch fünfzig Jahre später war es obsolet und begann zu verfallen. 1985 wurde das Sanatorio geschlossen. Wie bei vielen anderen Lost Places gab es ein erfolgloses Projekt, es wieder zu nutzen. Abgesehen von seinem Aussehen und seiner privilegierten Lage über dem See sind vor allem die Berichte über nächtliche Schreie, angebliche schwarze Rituale und die Nutzung als Heim für Drogensüchtige.
2. Kraftwerk Chavalon
Seltener als verlassene Gebäude sind in der Schweiz verlassene technische Anlagen. Dies und seine besonders hohe Lage am Südhang des Rhonetals machen das Kraftwerk Chavalon besonders. Gebaut auf 825 m ü. M. und 450 m über dem Talboden, um die Rauchgase des erhitzten Schweröls besser entweichen zu lassen, war es von 1965 bis 1999 in Betrieb.
Seither reiht sich eine Nutzungsdebatte an die andere, ohne dass es zu einer Einigung kommt – weder beim Abriss noch beim Bau eines neuen Kraftwerks. Und solange keine Einigung erzielt wird, bleibt die gesamte Anlage so stehen, wie sie hinterlassen wurde – mehr oder weniger intakt.
3. Thermalbad Lostorf
Lostorf im Kanton Solothurn ist historisch gesehen für seine Thermalbäder bekannt. So war es keine Überraschung, als 1974 ein modernes und vielversprechendes Bad gebaut wurde. Was viele überraschen mag, ist, wie schnell es scheiterte. 1988 war es bereits bankrott, und 2002 wurde es schliesslich wegen Unrentabilität aufgegeben. Natürlich wurde über Renovierung oder Abriss nachgedacht, aber ebenfalls ohne Erfolg. Jetzt dient es nur noch dazu, dass Eindringlinge die verlassenen Becken und Hallen erkunden können.